Quizzy hat Helga und mir in der Münchner Residenz Scagliola gezeigt. Das war Bildung, die richtig Spass gemacht hat 🙂
Foto © helga-ingo.de
(hoffentlich ist es das richtige Foto…)
Stuckmarmor ist ein Imitat echten Marmors und wird von einem Stuckateur hergestellt. Im modernen Stuckhandwerk ist diese Technik aber kaum noch geläufig. Auf den ersten Blick vergleichbar scheint auch die Technik des Stucco lustro, d.h. reines Aufmalen der Marmorierung . Diese ordnet man aber dem Malerhandwerk zu, da sie auf den fertigen Putz gemalt wird. Weiterhin wird in der Technik des Stuckmarmors auch intarsiert. Diese Technik nennt sich Scagliola.
Stucco lustro
Unter Stucco lustro versteht man die Aufmalung der Marmorierung auf einen durchgefärbten, einfarbigen Mörtelgrund in Glättetechnik. Stucco lustro ist eine reine Kalkputztechnik, bei der auf einen guten Grundputz aus Kalk und Sand mehrere Marmorsand/Marmormehl-Sumpfkalkschichten nass-in-nass (freskal) aufgeputzt werden.
Dabei wird nach oben hin immer feiner werdend gearbeitet. In die letzte Schicht wird der Grundton des Marmors mit zugegeben, anschließend wird in den feuchten Putz die Marmorierung gemalt. Abschließend wird die fertige Fläche mit venezianischer Seife eingestrichen und mit einer blanken, heißen Glättkelle abgeglättet/abgestuckt.
Nicht zu verwechseln ist Stucco lustro mit dem gipsgebundenem Kunstmarmor/Scagliola. Stucco lustro ist verhältnismäßig preisgünstig und zeichnet sich durch den hohen Glanz aus, ist aber ein oberflächliches Imitat, während Scagliola ein vollvolumigies Imitat ist.
Scagliola
Aufwendiger ist hingegen die Technik des Scagliola. Zur Herstellung wird Anhydrit mit Leimwasser (Glutinleime, z. B. Knochenleim oder Perlleim) versetzt, mit Pigmenten eingefärbt und durchgeknetet. Das Kneten kann längere Zeit erfolgen, da Anhydrit langsam abbindet und der Knochenleim das Abbinden zusätzlich verzögert. Die gefärbten Massen werden marmorartig ineinandergeknetet, verdreht und zum sogenannten Marmorbrot oder -kuchen gepresst, die man in ca. ein Zentimeter dicke Scheiben schneidet und auf die Unterlage (in der Regel Mauerwerk) aufträgt. Wenn das Anhydrit zu Gips ausgehärtet ist, wird er grob geschliffen, Fehlstellen ausgespachtelt und mit immer feiner werdenden Schleifsteinen geschliffen. Anschließend erfolgt abermaliges Ausschlämmen mit etwas dünnflüssigem Gips mit Leimwasser. Nach abermaligem Feinstschliff wird mit einem Polierstein (z.B. Achat, Hämatit) mechanisch unter Anwendung von gelindem Druck verdichtend poliert.
Stuckmarmor gab es schon in der Spätantike, jedoch fällt seine Blütezeit in den Barock. Die Herstellung von Stuckmarmor konnte teurer werden als echter Marmor. Dennoch wurde Stuckmarmor für manche Bauprojekte bevorzugt, da sich mit ihm Farb- und Musterspiele erzeugen lassen, die natürlicher Marmor nicht bietet (z.B. blauer Marmor mit ockergelben Äderungen). Zudem können beliebig große Marmorteile hergestellt werden. Ende des 19. Jahrhunderts ist Stuckmarmor aus der Mode gekommen.
Heute gibt es noch einige Restaurierungsbetriebe, die Stuckmarmor herstellen und ausbessern können. Stuckmarmor hat − neben der aufwendigen Herstellung − jedoch einige weitere Nachteile. Er ist nicht so hart wie echter Marmor (eignet sich daher z.B. nicht für stark beanspruchte Treppenbeläge) und ist nicht wetterfest, da Leim und Gips wasserlöslich sind.
Widerstandsfähigere Kunstmarmormassen lassen sich auf der Basis von Weißzement erzeugen (Terrazzo oder Kunstharz mit Marmormehl als Füllstoff).
Ausbildung
In der DDR bildete anlässlich der Rekonstruktion der Semperoper in Dresden – sie wurde 1985 wiedereröffnet – ein einziger Handwerker mehrere Arbeiter in den beiden Kunstmarmortechniken aus. Die Pflege von Sakralbauten war in der DDR nicht sehr ausgeprägt, die Kenntnisse über Scagliola und Stucco lustro waren daher nahezu verloren gegangen und wurden nun wiederbelebt. Anderswo, etwa im nördlichen Alpenraum, war ein derartiger Wissensverlust nie eingetreten. Heute bietet u.a. der Förderverein für Handwerk und Denkmalpflege e.V.- Schloss Trebsen Seminare zum Erlernen des Einbaus von Stucco lustro an.
Schaut toll aus, aber des war eine Sauarbeit!
LG KErstin
Da hast du wirklich super aufgepasst!
Freut mich, dass dir die Bildung Spaß gemacht hat – gerne wieder!
Und ich schau jetzt mal in dein Archiv, ob der Berg, den ich gestern bei der Völkerwanderung am Tegernsee nur von der Weiten gesehen hab, schon in deinem Steinreich gelandet ist.
Liebe Grüße
Renate
Alles Besch*ss also, aber trotzdem schön und sicher auch sehr aufwändig.
Lieben Gruß
Elke
..stimmt, es war so ein schöner Tag mit Euch.
Liebe Grüße
Helga
Schöön und interessant. Ich sah vor vielen jahren im TV jemanden mal „aus Gips Marmor machen“.
BUnte Massen zusammenmischen… er zwigt,e wie die Marmorierung aus härteren Klumpen und weicheren Fugen gemischt wurde, wie die zeit wichtig war etc. Ich war fasziniert und vergaß es, bis jetz (naja, zwischendurch erinnerte ich mich schon mal). Damals sagten sie wohl noch, das der Macher einer von zweien war, die das noch können.
Hoffentlich gibts jetzt wieder mehr!
Danke für deine ausführliche Beschreibung, das war mir alles gar nicht so bewusst.
Liebe Grüße,
Moni
P.S. Schon mein neues Projekt (im Link) gesehen? Komm mich mal dort besuchen! 🙂