Brücke von Alcántara

Brücke von Alcántara
Foto aus Wikipedia, Urheber: Dantla

Die Brücke von Alcántara ist eine römische Steinbogenbrücke in Spanien, die unmittelbar bei dem gleichnamigen Ort in der Extremadura ca. 5 km vor der portugiesischen Grenze den Fluss Tajo überspannt. Sie gilt als das bedeutendste erhalten gebliebene römische Brückenbauwerk der Welt.

Architektur
Die Brücke erstreckt sich mit sechs unterschiedlich weiten Bögen über eine Länge von 194 m. Ihre 8 m breite Fahrbahn liegt etwa 50 m über dem Normalwasserspiegel des Tajo, wobei die Gesamthöhe des Bauwerks bei 71 m liegt. Die beiden zentralen Bögen der Brücke zählen mit ihrer Weite von 27,34 m bzw. 28,60 m zu den größten noch erhaltenen antiken Bogenkonstruktionen. Die rechteckigen, im Grundriss ca. 12,20 m mal 8,30 m messenden Pfeiler sind an beiden Seiten mit dreieckigen Strombrechern von etwa 8 m Länge ausgestattet und gründen unmittelbar auf dem Schieferfelsen des Untergrundes, in den Fundamentplattformen hineingehauen wurden. Die Brücke ist mörtelfrei im opus quadratum (römische Quaderbauweise) errichtet, wobei die Steine an einigen Stellen, insbesondere im unteren Bereich der Pfeiler, mit Metallklammern verbunden wurden.

Zur Mitte der Brücke hin befindet sich ein dem Kaiser Trajan gewidmeter, etwa 14 m hoher Ehrenbogen. Zudem wurde an der Südostseite ein Tempel unbekannter Zuordnung errichtet, der die Grablege Gajus Julius Lacers enthielt, des Erbauers der Brücke, und mit einer heute rekonstruierten, marmornen Inschrift ausgestattet war. Diese erwähnt den Architekten namentlich und streift auf fast poetische Weise die Bestimmung der Brücke, die Jahrhunderte zu überdauern. Und dies hat sie auf beeindruckende Weise getan.

Geschichte
Bau der Brücke
Die Straßenbrücke wurde im ersten Jahrzehnt des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts, zur Zeit des Kaisers Trajan, innerhalb von nur ca. fünf Jahren erbaut. Ermöglicht wurde eine solch kurze Bauzeit durch den hohen logistischen Organisationsgrad des römischen Zentralverwaltungs- und Transportsystems. So konnten aus einem riesigen demografischen Reservoir viele Arbeitskräfte an bestimmten Orten konzentriert werden. Dies betraf sowohl freie Arbeiter als natürlich auch Sklaven. Zum Vergleich wurden im Mittelalter für den Bau von Projekten ähnlicher Größenordnung oft Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte benötigt. Fertig gestellt wurde die Brücke von Alcántara wahrscheinlich in den Jahren 105 oder 106 n. Chr.

Der Bau erfolgte auf finanzielle Initiative von elf Munizipien der Provinz Lusitania. Sie wollten damit die Verkehrsverbindung nach Kantabrien und Galicien vereinfachen, die vor allem für die Versorgung aus den dort ausgebeuteten Eisenvorkommen bedeutend war. Bis dahin konnte diese nur auf dem schwierigen und riskanten Seeweg über den Atlantik bedient werden. Dazu musste jedoch als wichtigstes Hindernis an der Straßenverbindung zwischen Norba (heute Cáceres) und Conimbriga (bei Condeixa-a-Velha) der Fluss Tagus (span. Tajo, port. Tejo) überwunden werden.

Man entschied sich dafür, diesen an einer Stelle, in der er tief in die Hügellandschaft eingeschnitten ist, mit einer Brücke zu überspannen. Da an diesem Ort die Hoch- und Tiefwasseramplitude besonders hoch ist, stellte dies besondere Anforderungen an den zu realisierenden Bau. Lacer löste das gestellte Problem mit einer sowohl aus statischen als auch ästhetischen Gesichtspunkten eindrucksvollen Konstruktion.

Arabische Eroberung und Reconquista
Die Araber, die zu Beginn des achten Jahrhunderts die iberische Halbinsel erobert hatten, schätzten die bautechnische und strategische Bedeutung der Brücke so hoch ein, dass sie die auf der Anhöhe über der Brückenzufahrt entstehende Ansiedlung al-Qantara ( القنطرة ) nannten, was schlicht „die Brücke“ bedeutet. Der Historiker und Geograph Al-Idrisi bezeichnete die „Schwertbrücke“ (Qantarat as-Saif قنطرة السيف ) in seiner Beschreibung Spaniens im 12. Jh. als eines der Weltwunder. Auf die erwähnte arabische Bezeichnung geht wohl auch die Legende zurück, im Inneren der Brücke sei ein goldenes Schwert eingemauert; einer anderen Überlieferung zufolge soll es sich um das Schwert Roderichs handeln, des letzten westgotischen Königs von Toledo.

Als sich zur Zeit der Reconquista die christlichen Truppen näherten, zerstörten die abziehenden Mauren einen der beiden kleinsten Bögen. Endgültig eroberte König Alfons IX. von León Alcántara im Jahr 1213 für sein Reich und übergab Festung und Brücke fünf Jahre darauf dem später Alcántaraorden genannten Ritterorden.

Renovierungen und Kriegsschäden
Unter König Karl I. wurde das Bauwerk 1543 wiederhergestellt, renoviert und auf dem Portugal zugewandten Nordufer mit Verteidigungsanlagen ausgestattet, deren Reste (der sogenannte Torre de Oro, „Goldener Turm“) heute noch sichtbar sind. Zur Erinnerung wurde am Ehrenbogen auf der linken Seite (s. Foto) eine Tafel mit einer Inschrift angebracht.

Während des spanischen Erbfolgekrieges wurde im Jahre 1707 der erste Bogen auf der Nordwestseite zerstört, den König Karl III. 1778 wieder aufbauen ließ.

In den Koalitionskriegen wurde 1809 während der Kämpfe zwischen napoleonischen und portugiesisch-englischen Kräften der von Nordwesten aus gesehen zweite Bogen gesprengt. Das Befahren der Brücke wurde dann 1818 durch eine Hilfskonstruktion aus Holz wieder ermöglicht, die jedoch ihrerseits während der Karlistenkriege im Jahr 1836 verbrannte. Erst zwischen 1858 und 1869 wurde der zerstörte Bogen auf Geheiß der Königin Isabella II., die an der rechten Seite des Trajanbogens ebenfalls eine Gedenktafel anbringen ließ, wieder aufgebaut. Dabei wurde auch die bis dahin zur Mitte hin ansteigende Fahrbahn begradigt. Dies und die Tatsache, dass der Brückenbogen nicht wie ursprünglich ohne Mörtel gebaut wurde, sind Eingriffe, die man nach heutigen Gesichtspunkten wohl vermieden hätte.

Dennoch wirkt es beinahe ergreifend, wenn bis heute sogar Omnibusse und Lastwagen die Brücke überqueren und man damit die Vision des Epigraphen und das technische Genius des Architekten bestätigt sieht.

Quelle: Wikipedia

4 Gedanken zu „Brücke von Alcántara

  1. Quizzy

    Mit Alcantara hab ich bisher immer diese künstlichen Wildlederbezüge in Verbindung gebracht – ich wusste garnicht, dass das auch ein Ort ist.

    Und wenn du den Eintrag schon am Montag online gehabt hättest, hätte der Kandidat bei „Wer wird Millionär“ für die „Extremadura“ keinen Joker gebraucht! 😉

    Liebe Grüße
    Renate

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