Walther von der Vogelweide

Traudi hat uns einen Stein zugeworfen, den wir alle aus unserer Schulzeit kennen – herzlichen Dank 🙂

Walther von der Vogelweide

Ich saz ûf eime steine
und dahte bein mit beine.

dar ûf satzt ich den ellenbogen.
ich hete in mîne hante gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.
dô dâhte ich mir vil ange.
wie man zer welte solte leben.
deheinen rât kond ich gegeben,
wie man driu dinc erwurbe,
der keinez niht verdurbe.
Diu zwei sint ĂŞre und varnde guot,
daz dicke ein ander schaden tuot:
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier ĂĽbergulde.
die wolte ich gerne in einen schrîn:
jâ leider desn mac niht gesîn,
daz guot und weltlich ĂŞre
und gotes hulde mĂŞre
zesamene in ein herze komen.
stîg unde wege sint in benomen:
untriuwe ist in der sâze,
gewalt vert ûf der strâze,
fride unde reht sint sĂŞre wunt.
diu driu enhabent geleites niht,
diu zwei enwerden ĂŞ gesunt.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Ich saĂź auf einem Stein
und schlug ein Bein ĂĽber das andere.
Darauf setzte ich den Ellbogen.
Ich hatte mein Kinn und meine eine Wange
in meine Hand geschmiegt.
In dieser Stellung dachte ich angestrengt darĂĽber nach,
wie man sich auf der Welt verhalten solle.
Ich konnte keinen Rat geben,
wie man drei Dinge erwĂĽrbe,
ohne dass eines von ihnen zugrunde ginge:
die ersten beiden sind Ehre und bewegliche GĂĽter,
was einander oft schadet,
das dritte ist die Huld Gottes,
die noch mehr wert ist als die beiden.
Die alle hätte ich gerne in einem Schrein beisammen.
Ja leider, das ist unmöglich,
dass Vermögen und Ehre bei den Menschen
und dazu noch Gottes Huld
zusammen in ein Herz kommen könnten.
Stege und Wege dazu sind ihnen genommen,
denn die Untreue lauert im Hinterhalt
und die Gewalt zieht offen auf der StraĂźe einher.
Friede und Recht sind schwer verletzt.
Die drei haben keinen Geleitschutz, bevor diese beiden (Friede und Recht) gesunden.

  • Quelle: Wikipedia
  • 4 Gedanken zu „Walther von der Vogelweide

    1. Anja

      An das Gedicht kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern, an das Bild aber umso mehr. Ich habe damals meinen Literaturhefter verschönert, indem ich es mit viel Geduld abgemalt habe. Am meisten hat mich dabei der Faltenwurf des Gewandes beschäftigt. Ich war sehr stolz auf das Ergebnis! Es existiert wahrscheinlich sogar noch in einer dunklen Ecke in meinem Leipziger Kinderzimmer.
      Liebe GrĂĽĂźe und Dir, liebe Helga, noch ein gesundes neues Jahr,
      Anja

      Antworten
    2. Ocean

      🙂 irgendwie hat das was .. ich mag dieses Mittelhochdeutsche 🙂 .. von der Vogelweide – damit assoziiere ich als erstes dieses „tandaradei“-Gedicht .. muĂź mal nachlesen –

      „Unter den Linden“:

      Under der linden an der heide,
      dâ unser zweier bette was,
      dâ mugt ir vinden
      schĂ´ne beide gebrochen bluomen unde gras.
      vor dem walde in einem tal –
      tandaradei!
      schöne sanc die nachtigal.

      🙂

      übrigens ist das in der Collage rechts unten eine eigenartige Pflanze (Ausschnitt) von schräg unten fotografiert *gg*

      ganz liebe GrĂĽsse an dich aus dem total verschneiten HN,
      Ocean

      Antworten
    3. Elke

      Walther von der Vogelweide in der Schule? Also bei mir bestimmt nicht. Ich habe mich später mit ihm beschäftigt, dieses Lied kenne ich aber auch nicht. Wieder was dazu gelernt.
      LG – Elke

      Antworten

    Schreibe einen Kommentar zu Anja Antworten abbrechen

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert