Bauchstein

 
Ein Tellak mit Stelzensandalen zum Schutz vor der Fußbodenhitze im Hammam, 18. Jhd.

Die Badekultur in islamischen Ländern ist eng mit dem Glauben verknüpft. „Allah liebt die sich Bekehrenden und die sich Reinigenden“, heißt es im Koran.

Ähnlich wie im Buddhismus gibt es eine Verbindung von körperlicher und seelischer Reinheit bzw. Unreinheit. Der Islam kennt daher zahlreiche rituelle Bäder zu bestimmten Anlässen. Im Grunde ist jedes Bad auch ein Ritual. Gläubige Muslime beten fünfmal am Tag, und vor jedem Gebet ist eine Waschung mit fließendem Wasser vorgeschrieben. Daher gibt es in vielen Moscheen einen Waschraum. Unter den Umayyaden (660 bis 750) wurden noch weiter Badehäuser im byzantinischen Stil erbaut und teilweise mit prächtigen figürlichen Malereien ausgestattet. Da der Koran zur Reinigung kein „stehendes Wasser“ zulässt, wurden in den Ländern, die die islamische Religion übernahmen, jedoch schon sehr bald die Badehäuser und Thermen nach römischem Vorbild geschlossen. Dafür entwickelte man eine eigene Badekultur, die vor allem auf dem Schwitzbad basiert. Diese öffentlichen Badehäuser heißen Hammam. Ibn Chaldun berichtet, dass es in Bagdad unter Al-Ma’mun (813-833) 65.000 öffentliche Bäder gab. 

Architektonisch ähneln Hammams den römischen Thermen, allerdings sind sie in der Größe stark reduziert. Im Innern gibt es im Wesentlichen drei Bereiche: den Umkleideraum, einen mäßig warmen Raum und einen heißen Raum. Es gibt grundsätzlich keine Seitenfenster, das Licht fällt durch ein Oberlicht in der Deckenkuppel. Die Badegäste in einem Hammam sind nicht nackt, sondern mit einem Tuch bekleidet, das dort ausgegeben wird. Für das Reinigungsritual sind meist männliche Bedienstete zuständig, die auf türkisch tellak heißen. Männer und Frauen baden stets getrennt, also in getrennten Hammams oder zu unterschiedlichen Zeiten.

Im mäßig warmen Raum mit etwa 35 Grad Celsius kann sich der Körper langsam an die Wärme gewöhnen. Danach geht es in den heißen Raum. Statt des römischen Wasserbeckens gibt es hier in der Mitte den so genannten Seifenstein oder Bauchstein, eine Art Liege aus Stein oder Marmor, die hypokaustisch beheizt wird. Entlang der gefliesten Wände gibt es kleine „Schwitznischen“ und Wasserhähne, um den Schweiß abzuspülen; die Luft in diesem Raum ist heiß und feucht. In diesen Nischen sitzen die Badegäste dann nackt. Vor dem Schwitzen steht jedoch traditionell die Seifenmassage auf dem Seifenstein, die Sache des Tellak ist. Dabei wird die Haut nicht nur gründlich eingeseift, sondern auch mit einem Ziegenhaar-Handschuh abgerubbelt, ehe der Schaum abgespült wird.

Der Besuch eines Hammam diente in islamischen Ländern vor allem früher auch der sozialen Kontaktpflege und dem Austausch von Neuigkeiten; das Damenbad galt auch als „Heiratsbörse“ – die Mütter hielten hier hautnah Ausschau nach einer geeigneten Braut für die Söhne. Die starke Verbreitung privater Badezimmer hat jedoch in den letzten Jahrzehnten zur Schließung vieler öffentlicher Badehäuser geführt; in der Türkei werden sie mittlerweile vor allem von Touristen besucht.

  • Quelle: Wikipedia

4 Gedanken zu „Bauchstein

  1. Eveline

    Das ist ja soooooo was Feines, so ein Hammam!!
    So richtig klassisch, das volle Programm, eine Wohltat…..

    Hach, da ginge ich jetzt lieber hin als arbeiten 😉

    Liebe Huggels 🙂
    Eveline

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  2. Eva

    Dein Steinsammlung wird immer größer und bunter … bin begeistert … ich wünsche Euch ein schönes Wochenende 🙂
    Herzliche Grüße von Eva

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  3. Anne

    Das ist ja sehr interessant. Die Bäder und halt die allgemeine Reinheit im Islam ist mir ja bekannt, aber vom Bauch- oder Seifenstein höre ich jetzt zum ersten Mal.
    Bei dir kann man aber auch wirklich immer wieder was dazu lernen.

    Schönes Wochenende wünsch ich dir.
    Anne

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