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Hämatit, auch Blutstein, Eisenglanz, Specularit, Iserin, Roteisenstein, Roteisenerz oder Rötel genannt, ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide (und Hydroxide) mit der Summenformel Fe2O3 und die häufigste natürlich auftretende Modifikation des Eisen(III)-oxids. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und entwickelt verschiedene Kristallformen, aber auch massige, traubige und radialstrahlige Aggregate von grauer, schwarzer oder rotbrauner Farbe. Dünne Hämatit-Blättchen sind rötlich durchscheinend.
Besondere Eigenschaften
Hämatit läuft nach einiger Zeit bunt an und wird durch Verwitterung rot. Seine Mohssche Härte liegt zwischen 5,5 und 6,5 und seine Dichte zwischen 5,12 und 5,3. Die Strichfarbe ist meist ein charakteristisches blutrot – von ihr und vom blutrot gefärbten Schleifwasser beim Bearbeiten leitet sich der Name des Minerals ab. Das Mineral kann geringe Gehalte von Magnesium, Mangan und Titan aufweisen.
Hämatit ist antiferromagnetisch. Seine Néel-Temperatur liegt bei 675 °C.
Etymologie und Geschichte
Die Bezeichnung Hämatit leitet sich aus dem griechischen Wort αἷμα [ʰaî̯ma] (Genitiv: αἵματος [ʰaí̯matos]) Blut, Blutvergießen, Blutsverwandter ab, dessen Etymologie unklar ist.
Das im englischen Sprachraum gebräuchliche Synonym bloodstone (übersetzt Blutstein) steht dagegen für den Heliotrop (deutsches Synonym Blutjaspis) und ist damit ein falscher Freund.
Die inzwischen veraltete Bezeichnung Specularit (=Spiegelstein) weist darauf hin, dass Hämatit bereits in der Antike aufgrund seines starken Metallglanzes poliert und als Spiegel verwendet wurde.
Der Rötelabbau war einer der frühesten Bergbauaktivitäten der Menschheit; das pulverförmige Mineral wurde schon vor 164.000 ± 12.000 Jahren in Pinnacle-Point in Südafrika genutzt. Man findet Hämatit-Pulver auch in ca. 80.000 Jahre alten Grabstätten. Bei Rydno in Polen und bei Lovas in Ungarn sind paläolithische Rötelgruben bekannt (60.000 v. Chr.).
Die ältesten Untertageabbaue Europas befinden sich in Tzines und Vaftochili auf der griechischen Insel Thasos (etwa 15.000 bis 20.000 v. Chr.). In Deutschland findet man zudem prähistorische Bergbauspuren bei Bad Sulzburg und im Münstertal (Schwarzwald) mit vergleichbaren Umfang aus der Zeit um 5000 v. Chr. die der Bandkeramischen Kultur am Oberrhein zuzuordnen sind.
Die Assyrer bezogen Hämatit (NA4KA.GI.NA, adanu) unter anderem aus den Nairi-Ländern in der nordöstlichen Türkei. Unter Tiglat-pileser I. ist er als Tribut belegt.
Das ergiebige Vorkommen des Eisenglanzes der Insel Elba wurde schon von den Etruskern abgebaut.
Im Fichtelgebirge in Nordostbayern wurde urkundlich ab 1300 Bergbau auf Hämatit betrieben.
Verwendung
Als Rohstoff
Hämatit enthält im reinen Zustand 70 Prozent Eisen und ist das wichtigste Eisenerz.
Daneben findet Hämatit Anwendung als Poliermittel; die kristalline Form des Hämatit wurde zudem wegen ihrer hohen Reflektivität lange Zeit als Spiegel genutzt.
Beim Korrosionsschutz wird Hämatit in Form von feinen, flachen, kristallinen Plättchen in einer Lack-Matrix als Deckanstrich von feuerverzinkten Stahlteilen eingesetzt. Der Korrosionsschutz kann so bis zu 25 Jahre und mehr bei freier Bewitterung betragen. Einsatz u.a. bei Laternen, Brücken und Strommasten.
Als Pigment
Hämatit ist ein wichtiges und zudem ungiftiges Pigment. Schon in der Altsteinzeit wurde es für Höhlenmalereien und zur Körperbemalung eingesetzt; heute verwenden es unter anderem die Himba in Namibia für die Körperpflege.
Für den Einsatz im künstlerischen Bereich wird Hämatit oft gepresst. Die gepressten Stangen werden unbehandelt oder als Stiftminen verwendet. Rötelstifte sind weich, färben gut und werden von Künstlern für Zeichnungen und zum Skizzieren genutzt. Wichtige Künstlerfarben sind etwa Roter Bolus, eine stark tonhaltige Sorte, die vor allem als Grundiermaterial bei Vergoldungen verwendet wird, Ocker, Pompejanischrot, Englischrot, Venetianischrot, Terra di Pozzuoli und das violettstichige Caput mortuum.
Das Pigment eignet sich zudem zur Bemalung von Keramiken und zum Färben der Knüpffäden für Teppiche.
In der Fotografie wird Rötel zur Retusche von großformatigen Negativen und Positiven verwendet, da es lichtundurchlässig auftrocknet und wieder abwaschbar ist.
Als Schmuckstein
Hämatit ist ein beliebter Schmuckstein, der nach der Politur durch seinen starken, metallischen Glanz auffällt. Es wird einerseits in facettierter oder Cabochon für Schmuck-Waren verwendet, andererseits aber auch zu kleinen Skulpturen verarbeitet.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass Hämatit gegenüber Hitze, Salzen und Säuren (vor allem Borax und Borsäure) sehr empfindlich ist, der Stein also z.B. beim Tragen auf der Haut schnell oxidieren kann. Zudem bricht es aufgrund seiner Sprödigkeit leicht.
Im Schmuckhandel sind mehrere Manipulationen und Imitationen des Hämatits erhältlich. Der unter der Handelsbezeichnung erhältliche Hämatin oder Hematine ist eine Rekonstruktion aus pulverisiertem und gesintertem Eisenoxid. Rekonstruierter Hämatit muss laut CIBJO als solcher bezeichnet werden. Ein Gestein aus Brasilien, das aus Hämatit und Magnetit besteht, darf dagegen als Hämatit angeboten werden. Im Gegensatz zu reinem Hämatit ist dieses Gestein trotz seines gleichen Aussehens von körniger Struktur, hat einen braunschwarzen Strich und ist zudem magnetisch. Eine einfache Kompassprobe genügt also bereits als Nachweis.
Durch optische Ähnlichkeit kann Hämatit mit Davidit, Kassiterit, Magnetit und Pyrolusit verwechselt werden und wird auch durch diese imitiert.
Legendäre Heilkräfte und Schutzzauber
Bereits im Alten Ägypten und Babylon wurde Hämatit als Schmuck und Amulett in Form kleinen Götterfiguren oder Gemmen bzw. Rollsiegeln mit eingeschnittenen Darstellungen von Szenen aus der Götterwelt verwendet.
Von Esoterikern wird Hämatit als Heilstein vor allem bei Blutkrankheiten eingesetzt, wo er verschiedene, positive Wirkungen auf das Blut und die Blutbildung haben soll. Zudem gilt er als wichtiger Heil- und Schutzstein für Bluter, der z.B. gegen die Bildung von Blutergüssen wirken soll. Allerdings darf er nach Ansicht der Esoteriker nicht bei Entzündungen anwengewendet werden. Weiterhin gehört er im tantrischen Hinduismus zum Wurzelchakra. Auch sonst soll er Unglück und negative Einflüsse abwenden und Glück bringen. Zudem soll er einem helfen, verborgene Kraftreserven zu öffnen. Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit liegen jedoch nicht vor.
Hämatit oder auch Blutstein ist als Planetenstein nach Uyldert (1983) dem Pluto und nach Raphaell (1987) bzw. Richardson und Huett (1989) dem Mars zugeordnet. Als Schutzstein wird er je nach Quelle dem Tierkreiszeichen Widder oder dem Skorpion zugeschrieben.
Guten Morgen liebe Helga,
so einen Stein habe ich auch. Den Namen Roteisenstein höre ich aber zum ersten Mal. Ich kannte ihn nur als Hämatit oder Blutstein. Man lernt (bei dir) immer dazu!
Viele Grüße
Traudi
Danke fürs Veröffentlichen…. Ja solche „Steine“ habe ich auch gefunden und bei mir im Regal…. Es muss in Frankreich gewesen sein, wo ich es gefunden habe! Muss ich mir nochmal genau anschauen zu Hause….dann weiss ichs wieder…
glg Brigida
Hallo Helga,
der Hämatit ist mir ein Begriff und in meiner Steinsammlung auch vertreten. Neu ist mir allerdings die Bezeichnung „Spiegelstein“. Das habe ich vorher noch nie gehört, leuchtet aber dank der Erklärung ein.
Liebe Grüße
Elke