Steinbüchse

Steinbüchse
Modernes, nicht authentisches Bild der „Faulen Grete“ bei der Beschießung der Burg Friesack 1414.

Steinbüchsen waren die ersten Geschütze aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die mit Schwarzpulverladungen Steinkugeln verschossen. Die Kugeldurchmesser der Geschütze reichen von 12 cm bis zu 80 cm (Pumhart von Steyr).

Terminologie
Mitte des 15. Jahrhunderts ließen sich die Belagerungsgeschütze folgende Arten einteilen:
Hauptbüchsen (Steinbüchsen)
Notbüchsen
Viertelbüchsen
Bombarde
Mörser
Die schweren und mittelschweren Steinbüchsen wurden unter dem Begriff Hauptbüchsen zusammengefasst. Notbüchsen hatten lange Rohre und ein mittleres Kaliber und verschossen Eisenkugeln, während die Viertelbüchsen Eisenkugeln von einem Viertel des Gewichtes einer Hauptbüchsensteinkugel verschossen.

Konstruktion
Kleinere Steinbüchsen wurden schon zu Beginn des 15. Jh. aus Bronze gegossen, die schweren Belagerungsgeschütze waren aber alle aus Schmiedeeisen. Das damalige Gusseisen war der hohen Beanspruchung durch die großen Pulverladungen, die man brauchte, um Mauern zu brechen, nicht gewachsen. Daher wurden die Geschütze als Stabringgeschütz ausgeführt. Die Geschütze bestehen aus rechteckigen/trapezförmigen Eisenstäben, die im Kreis gelegt wurden und auf die glühende eiserne Ringe aufgezogen wurden, die beim Erkalten die Eisenstäbe an ihrer Position hielten. Der Schmied erstellte ein Holzmodell, meistens ein Stamm, um den er das Geschütz aufbaute. Diese Einzelstücke bekamen alle eigene Namen, die sie kennzeichneten, wie die auf dem Bild zu sehende „Mons Meg“ oder die „Dulle Griet“, heute in Gent zu bestaunen.

Charakteristisch für Steinbüchsen ist die Zweiteilung in Kammer und Flug. Die Kammer wurde mit dem Pulver gefüllt und hatte eine meist wesentlich größere Wandstärke als der Flug, der die Steinkugel aufnahm. Diese Zweiteilung war nicht nur optischer Art, sondern war meist als Schraubvorrichtung ausgeführt, um die tonnenschweren Geschütze auch noch transportieren zu können.

Gegen 1400 lassen sich die Steinbüchsen in drei Arten unterteilen
Bezeichnung, Kugeldurchmesser:
Leichte Steinbüchsen ca. 12–20 cm
Schwere Steinbüchsen ca. 25–45 cm
Riesengeschütze ca. 50–80 cm

Ladevorgang und Einsatz
Der Vorgang des Schussabgebens war auch sehr aufwendig. Die Kugel musste verpisst und verschoppt werden, d.h. die Treibladung wurde abgedichtet und die Kugel im Flug verdämmt. Die Kugel wurde mit Keilen und Lehm im Flug festgesetzt, damit möglichst wenig Gase an der relativ ungleichmäßigen Steinkugel vorbeiströmten. Mehr als einen Schuss pro Tag abzugeben, war zumindest 1437 noch so ungewöhnlich, dass ein Büchsenmeister in Metz, der in diesem Jahr drei Schüsse auf drei verschiedene Ziele an nur einem Tag abgab und zu allem Überfluss auch noch traf, genötigt wurde, eine Pilgerfahrt nach Rom zu unternehmen, da er ja nur mit dem Teufel im Bunde stehen könne.

Steinbüchsen waren schwierig zu bedienen und für die Büchsenmeister auch gefährlich; es kam nicht selten vor, dass ein Geschütz barst und die umherfliegenden Eisenteile die Geschützmannschaften töteten. Der Wert der Steinbüchsen war aber trotzdem sehr hoch, da es keine Stadtmauer oder Burgmauer gab, die den bis zu 340 kg schweren Geschossen standhalten konnte.

Die Geschütze waren auch sehr teuer in der Anschaffung, so dass nicht jede Stadt oder Armee sich eine Steinbüchse leisten konnte, weshalb Steinbüchsen oft verliehen wurden, denn wenn eine Armee mit einer Steinbüchse vor einer Stadt auftauchte, ergab sich die Stadt oft, ohne dass ein Schuss abgefeuert werden musste. So konnten französische Truppen unter Karl VII. von Mai 1449 bis August 1450 mit Hilfe von Steinbüchsen über siebzig englische Stützpunkte in der Normandie erobern, da allein das Aufstellen der Geschütze Drohung genug war. Die Städte ergaben sich reihenweise, ohne dass ein Schuss abgefeuert werden musste.

Riesengeschütze
Als Riesengeschütze werden im spätmittelalterlichen Belagerungskrieg Steinbüchsen mit einem Kugeldurchmesser von mindestens 50 cm bezeichnet. Diese vor allem im 15. Jahrhundert eingesetzten Bombarden wurden entweder als schmiedeeiserne Stabringgeschütze gefertigt oder in Anlehnung an die Technik des Glockengusses aus Bronze hergestellt. Erhaltene Beispiele für die erstere, ältere Konstruktionsweise sind u.a. der Pumhart von Steyr, die Mons Meg und die Dulle Griet von Gent, wohingegen die Faule Mette von Braunschweig und die Faule Grete von Marienburg im Bronzegussverfahren produziert wurden.
Am Anfang der Entwicklung stand das Bestreben, die Wirkung der Geschosse zu erhöhen. Zu diesem Zweck beschritten Geschützmeister zunächst den einfachen Weg, stärkere Pulverladungen zu verwenden. Dabei kam es aber häufig vor, dass die bestehenden Konstruktionen unter dem erhöhten Druck barsten, was den Tod der Geschützmannschaften und des unersetzlichen Büchsenmeister zur Folge hatte. Zudem machte man die Erfahrung, dass die Steinkugeln aufgrund der höheren Projektilgeschwindigkeit an der anvisierten Mauer zerschellten anstatt sie zu durchschlagen. Deshalb ging man dazu über, die Masse der Geschosse und damit des gesamten Geschützes ebenfalls zu vergrößern, ein Entwicklungsweg, an dessen Ende Riesengeschütze wie der Pumhart standen, die bis zu 690 kg schwere Kugeln verschiessen konnten. Neben der erhofften Erhöhung der Durchschlagskraft spielten beim Bau solcher Geschütze aber auch andere Faktoren wie Prestigedenken und die Hoffnung auf einen gewissen Abschreckungseffekt eine wichtige Rolle.
Trotz aller fertigungstechnischen Höchstleistungen war die militärische Wirkung der Riesenbombarden insgesamt eher mäßig und stand in keinem Verhältnis zum enormen finanziellen und logistischen Aufwand. Für die Kosten eines einzelnen Riesengeschützes konnte man zwei bis drei Hauptbüchsen produzieren, deren kleinere Kaliber (bis 40 cm) zur Erschütterung des mittelalterlichen Mauerwerks völlig ausreichten, insbesondere wenn ihr Feuer gebündelt wurde. Hauptbüchsen entfalteten durch ihr geringeres Gewicht und höhere Feuergeschwindigkeit eine ungleich größere Vernichtungswirkung, da sie leichter versetzbar waren und den gleichzeitigen Beschuss an mehreren Mauerabschnitten erlaubten. Zudem machte der Übergang von Stein- zu Eisenprojektilen, deren spezifisches Gewicht dreimal höher liegt, die Verwendung übergroßer Geschützläufe überflüssig. So reduzierte sich z.B. das Kaliber einer eisernen 50-Pfund-Kugel von 28 auf 18 cm bei gleichem Geschossgewicht.

Bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ging so die weitere Entwicklung in der Belagerungsartillerie von den Hauptbüchsen aus und in den umfangreichen burgundischen Arsenalen tauchten Bombarden seit jener Zeit nur noch vereinzelt auf.

Quelle: Wikipedia

6 Gedanken zu „Steinbüchse

  1. Quizzy

    Nach dem friedlichen Stein von gestern machst du heute ja wieder ganz auf kriegerisch!

    Soll ich beim bestellten Zwetschgendatschi die Steine drinlassen, damit er in deinen Steinblog passt? 😀

    Liebe Grüße
    Renate

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  2. katinka

    Oh,der Name „Faule Grete“ passt aber nicht so ganz zu dem Geschoß …

    Ich hab die Munition, diese riesigen Steinkugeln, schon mal auf einer Burg (weiß nimmer welche, gibt ja auch recht viele bei uns) gesehen. Beeindruckend! … und man konnte sich sehr gut die zerstörerische Wucht dieser Teile vorstellen.

    friedliches und faules Wochenende
    wünscht katinka
    😀

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  3. Elke

    Ja, bei der Entwicklung von Kriegsmaschinen war die Menschheit immer schon erfinderisch. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende, liebe Helga.
    Herzlichen Gruß
    Elke

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  4. Ocean

    *ggg* faule Mette und faule Grete, was für Namen! höchst interessant, dieser Beitrag!

    Die Steinkunst hab ich seinerzeit schon bei Ellen gesehen, wirklich toll!

    und der Straßstein ..das schillert ja wundervoll, in allen Farben – schön 🙂

    Ich wünsch dir ein sonnig-frohes Wochenende und schicke dir liebe Grüsse *winke*
    Ocean

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