Die nicht mehr ganz so stille Steinreichleserin Renate hat mich auf die gotischen Steinmetzzeichen aufmerksam gemacht – danke, Renate đ
Die nicht so stille Quizzy hat das Steinreich schon mit einem Steinmetzzeichen bereichert: Steinmetzzeichen
Typisches gotisches Steinmetzzeichen
Gotische Steinmetzzeichen
Schriftliche Regelungen ĂŒber Steinmetzzeichen in den HĂŒttenordnungen
Einzig die Rochlitzer Ordnung von 1462 setzte sich als Abschrift der Hauptordnung im Art. 72 detaillierter damit auseinander und weist auf den Missbrauch der Steinmetzzeichen hin: ÂWelcher geselle nicht hĂŒlffe biethet, seinen stein auss oder einzuwenden, brengen oder umbzuwenden wen es not ist, oder sein zeichen anschlecht, ob er recht gemacht sey, ehe man den stein besihet, das er in das leger kompet ungefraget oder vordiget ungefinget (!), der sol geben zu busse ein halb pfund wachs … aber es soll geschehen, ehe man den stein besiehet, das er in das lager kommt ungefraget. In der Strassburger Hauptordnung, die als die zentrale HĂŒttenordnung der Gotik gilt, wurden die Steinmetzzeichen nicht erwĂ€hnt.
Das Steinmetzzeichen entwickelte sich scheinbar im Laufe der Zeit auch zu einem ÂEhrenzeichenÂ.
Darauf, ob Zeichen ausschlieĂlich von ausgelernten Steinmetzen angeschlagen wurden, bezieht sich Art. 30 der Rochlitzer Ordnung. Er rĂ€umte die Erlaubnis ein, einem Lehrling noch vor Beendigung seiner Lehrzeit ein Zeichen zu verleihen, damit dieser auf Wanderschaft gehen konnte. Dies deutet wiederum darauf hin, dass man sehr wohl Wert darauf legte, ein Zeichen zu besitzen, welches allerdings kein Beweis fĂŒr eine absolvierte Lehrzeit war.
Meister- oder GesellenstĂŒcke dĂŒrften nicht als Grundlage fĂŒr die Zeichenverleihung gedient haben.
Steinmetzzeichen in gotischen HĂŒttenbĂŒchern
Das Admonter HĂŒttenbuch in der Steiermark vermerkt die jeweiligen Steinmetz- oder Meisterzeichen. FĂŒr das österreichische Gebiet sind Des Weiteren das Tiroler Bruderschaftsbuch, die GrĂŒndungsurkunde und ein Nekrolog einer KĂ€rntner Bruderschaft, die Thanner und Klagenfurter Ordnung, das Tamsweger Bruderschaftsverzeichnis sowie weitere Abschriften erhalten geblieben. Ăberall sind die Meister und Gesellen jedoch nur namentlich vermerkt.
Steinmetz- oder Versatzzeichen auf gotischen Bauzeichnungen
Nicht selten finden sich ÂSteinmetzzeichen auch auf alten Bauzeichnungen eingetragen, so auf den Rissen der BauhĂŒtte des Ulmer MĂŒnsters und dem Skizzenbuch von Villard de Honnecourt (1220/1230). Neuere Forschungen, die u.a. H. Deneux an der Kathedrale von Reims anstellte, lassen jedoch vermuten, dass es sich hier um Versatzzeichen gehandelt haben muss. Alois Kieslinger wiederum verglich die Werkzeichnung der Kanzel des Wiener Stephansdomes, an der die unterschiedlichen Segmente durch Versatzzeichen nummeriert wurden, mit den tatsĂ€chlichen Kanzelbauteilen, an denen sich heute jedoch richtige Steinmetzzeichen befinden. DafĂŒr konnte Kieslinger keine befriedigende ErklĂ€rung finden.
Teilweise wurden Architekturzeichnungen sogar mit Steinmetz- oder Meisterzeichen ÂsigniertÂ. Peter Pause mahnte bei mit Monogrammen, Namen, Steinmetzzeichen und Jahreszahlen versehenen Zeichnungen zu Vorsicht bei der Interpretation, da nicht vorausgesetzt werden kann, dass diese vom Zeichner selbst stammen.
Steinmetzzeichen an Siegeln, in VertrÀgen und Urkunden in der Zeit der Gotik
Meisterzeichen wurden auch im Siegel gefĂŒhrt und zur Unterfertigung von VertrĂ€gen verwendet. In Strassburg fand man elf Spruchbriefe (1402 – 1418) mit dem Siegel des Ulrich von Ensingen. Louis Francis Salzman publizierte einen Kaufvertrag zwischen ÂThomas Maude off Maydston und ÂRychard Young off Bowton von 1536, in dem Vertragssumme und AusmaĂ einer Steinlieferung festgesetzt wurden. Dieser wurde nicht – wie sonst ĂŒblich – mit Siegeln oder Namen der Vertragspartner, sondern mit deren Steinmetzzeichen unterfertigt.
In diesem Zusammenhang berichtete Clemens Pfau von einem silbernen Daumenring aus dem frĂŒhen 16. Jahrhundert, der ein Meisterzeichen mit zwei flankierenden Buchstaben zeigt, die fĂŒr Vor- und Nachnamen des Besitzers stehen könnten. Scheinbar wurde der Ring vom Vater an den Sohn weitervererbt, da der Buchstabe des Vornamens ausgebessert wurde, wĂ€hrend das Zeichen selbst sowie der zweite Buchstabe unverĂ€ndert blieben.
Ebenso bezugnehmend auf die Ableitungstheorie der Steinmetzzeichen sei an dieser Stelle vermerkt, dass das gemeinsame Meister- und Steinmetzzeichen der gesamten [!] Familie Parler, der Kantenpfahl – das doppelt gewinkelte MaĂbrett des Parliers -, als ÂFamilien-Zeichen sowohl fĂŒr Bau- und Bildwerke als auch auf Siegeln Anwendung fand.
Steinmetz- und Werkmeisterzeichen an gotischen Baumeisterbildnissen
Gleichzeitig mit der angesehenen persönlichen Stellung der Werkmeister wurden im gotischen Zeitalter Meisterbildnisse oft an statisch wichtigen und symboltrĂ€chtigen Positionen der Bauwerke angebracht. So trĂ€gt der Meister Hans Bock heute noch stellvertretend die Last des Kirchengewölbes der zwischen 1514 und 1516 durch ihn erbauten St. Galluskirche in Frickenhausen. Die eigentliche Geschichte der Baumeisterbildnisse setzte jedoch zur selben Zeit in SĂŒdwestdeutschland am MĂŒnsterbau in Basel mit einem der spĂ€ter fĂŒr die Gotik typischen Bildnispaare ein: Das Denkmal zeigt zwei MĂ€nner, den Bau- und Werkmeister, und wurde im Inneren des Georgsturmes eingelassen.
Hervorzuheben ist natĂŒrlich die selbstbewusste Darstellung Peter Parlers (1330 – 1399), der sich gemeinsam mit dem Baumeister Matthias von Arras (gest. um 1358) bereits um 1380 [!] gleichberechtigt neben den BĂŒsten des Kaisers und dessen Familie, den Erzbischöfen und Baurektoren im Triforium des Prager Domes verewigte.
Zudem wurde die WertschĂ€tzung des Werkmeisters seit dem 13. Jahrhundert durch die Ideenlehre des Thomas von Aquin gesteigert, derzufolge der Meister bei der Konstruktion einer Kathedrale wie der Schöpfergott bei der Konstruktion des Kosmos vorging und dabei geometrisch – mathematischen GrundsĂ€tzen folgte.
Kein anderer als Ulrich von Ensingen hat sich jemals Âin so groĂartiger Form immer wieder ein monumentales Denkmal gesetztÂ: Er brachte sein Zeichen im Meisterschild viermal in und am genialen Strassburger MĂŒnsterturmaufsatz an sowie an der Innenseite der Balustrade an exakt die Stelle, wo seine Bildnisfigur zur Turmspitze emporblickend kniet.
Meisterzeichen sind aber auĂer an Konsol- und Schlusssteinen auch im direkten Verbund mit anderen architektonischen Bauteilen zu beobachten: Eine derartige AusfĂŒhrung in monumentaler Form findet sich am Helm des MĂŒnsterturmes St. Theobald zu Thann, wo im Gegensatz zu erwĂ€hntem Beispiel des Strassburger MĂŒnsters das Meisterzeichen ohne Schild [!], direkt und in plastischer AusfĂŒhrung in eine Krabbenkonstruktion gesetzt wurde.
Steinmetz- und Werkmeisterzeichen an gotischen Epitaphien
Einhergehend mit der steigenden sozialen Stellung der Werkmeister hinterlieĂen diese – nördlich der Alpen ab der zweiten HĂ€lfte des 13. Jahrhunderts – Inschriften am Bauwerk selbst.
HĂ€ufig wurden solche Grabsteine und Epitaphien an der AuĂen- oder Innenwand von Kirchen angebracht um den Baumeister, dessen die Nachwelt gedenken soll, zu rĂŒhmen. BloĂen Grabinschriften wurden auch oft Bildnisse, Werkzeugdarstellungen und Steinmetz- oder Meisterzeichen hinzugefĂŒgt. Letztere sollten auf den Beruf des Verstorbenen verweisen.
Als Beispiel eines Grabsteines, auf dem ein Meisterzeichen verewigt wurde, soll u.a. der von MatthĂ€us Ensinger (1463, Ulmer MĂŒnster) genannt sein. Auch das Bildnis des Epitaphs von Moritz Ensinger (1492, Ulmer MĂŒnster) bildet dessen Meisterzeichen ab.
Himmel – heute meinst du es aber besonders gut mit uns. Ich denke mal, so ein Steinmetzzeichen ist was Ăhnliches, wie wenn ich auf meine Fotos „MainZauber.de“ drauf schreibe, ein Copyright sozusagen.
Lieben GruĂ
Elke
Ich danke dir an dieser Stelle mal fĂŒr die eindeutige Unterscheidung der beiden Renates đ
Diese Zeichen sehen aus wie Runen, und fĂŒr sowas hĂ€tte ich sie auch gehalten ….
Wunderschönes Wochenende
eiskalte aber herzenswarme KnuddelgrĂŒĂe vom ĂŒche
das ist mir jetzt zu viel zum lesen … WochenendhuggelgrĂŒĂe aus dem Frankenland bis knapp vor die Kramerspitz von Eva :))
Phhh … die „GĂ€dinka“ soll ned lĂ€stern, schlieĂlich bin ich nur auf bayrisch „nicht still“ … đ