Steineflitschen

Steineflitschen

Bewegungsablauf beim Steinehüpfen. Im Detail der Aufprall des Steins auf die Wasseroberfläche. Er erzeugt eine Bugwelle, die, falls seine Geschwindigkeit höher ist als die der Welle, wie eine Sprungschanze wirkt.
Bei jedem Aufprall wird ein Teil der Bewegungsenergie des Steins in Reibungswärme und Wasserwellen umgewandelt. Unterschreitet die Geschwindigkeit des Steins schließlich die der entstehenden Wellen oder ist seine Rotation nicht mehr schnell genug, um die Flugbahn zu stabilisieren, versinkt er im Wasser.

Das Steinehüpfen, umgangssprachlich auch Ditschen, Steinschnellen, Pfitscheln, Steinefletschen, Flippen, Klippen oder Platteln genannt, ist ein Zeitvertreib, der schon im alten Griechenland betrieben und von Homer beschrieben wurde.
Ziel ist es, einen Kieselstein so zu schleudern, dass er möglichst oft über eine Wasseroberfläche springt, bevor er versinkt. Momentaner Weltrekordhalter mit 51 Sprüngen ist der US-Amerikaner Russell Byars, womit er seinen Vorgänger Kurt Steiner, ebenfalls US-Amerikaner und seinerseits mit 40 Sprüngen, ablöste. Experten analysierten die Kameraaufnahmen vom 19. Juli 2007, auf denen der Stein geschätzte 75 Meter weit flog und erklärten diese für gültig. Im selben Jahr wurde der Wurf vom Guinness-Buch der Rekorde offiziell als Weltrekord anerkannt.

Früher wurden auch Austernschalen zum „Ditschen“ benutzt, was ein Geschichtsschreiber schon 1583 dokumentierte. In Homers Erzählung schleudern Herkules und Jason ihre Schilde über das Wasser. Shakespeare erwähnt in der Urfassung von „Heinrich V.“ das Wort „stone-skipping“.

Eskimos und die Beduinen kennen das Spiel auch und benutzen das Eis bzw. den Sand als Untergrund.

Physikalische Grundlagen
Jeder, der sich im Steinehüpfen schon einmal versucht hat, merkt, dass er zur perfekten Beherrschung einige physikalische Bedingungen zu erfüllen hat. Der Stein muss nicht nur die Form eines flachen Ellipsoiden oder einer Scheibe haben, sondern auch so geworfen werden, dass die abgeflachte Seite parallel zur Wasseroberfläche ist. Die Abwurfhöhe soll so tief wie möglich sein, am besten nicht sehr viel höher als die Wasseroberfläche selbst. Notwendig ist auch ein wellenarmes, ruhiges Gewässer sowie möglichst wenig Seitenwind. Außerdem muss der Stein in Rotation um seine lotrechte Achse versetzt werden. Von Kreiseln ist dieses Verhalten bekannt: Solange kein die Bewegung störendes Drehmoment auf den Körper wirkt, bleibt die Rotation unverändert erhalten und stabilisiert den Flugkörper. Wirft man Steine ohne diesen zusätzlichen Spin oder Drall, so behalten sie, bedingt durch kleine Störungen während des Fluges, ihre räumliche Lage nicht bei, sondern beginnen zu torkeln und überschlagen sich letztendlich. Eine Eigendrehbewegung des Steins ist zu erreichen, indem man den Stein zwischen Daumen und Zeigefinger festhält und im Augenblick des Abwurfs auf den Rand des Steins mit dem Zeigefinger Druck ausübt.

Sobald der Stein auf die Wasseroberfläche aufprallt, springt er allerdings nicht, wie man zunächst denken könnte, wie ein Ball zurück, denn die Wasseroberfläche wirkt nicht wie ein fester Körper. Gerade deshalb ist es erstaunlich, dass Steine überhaupt auf Wasser springen können. Filmaufnahmen zeigen, dass im spitzen Winkel zur Wasseroberfläche abgeworfene Steine mit ihrer hinteren Kante zuerst auf dem Wasser aufsetzen. Der Stein gleitet dann, durch seine Drehbewegung stabilisiert, zunächst ein kleines Stück auf der Wasseroberfläche und schiebt dabei einen kleinen Wasserwall wie eine Bugwelle vor sich her, die er, bei ausreichender Geschwindigkeit, einholt: Wie an einer Sprungschanze gleitet er an dieser Welle hoch und setzt zum nächsten Sprung an. Durch Reibungsverluste verliert er natürlich bei jedem Kontakt mit der Wasseroberfläche sowohl Bewegungs- als auch Drehenergie. Die Sprünge werden dadurch zunehmend kürzer und gehen dann in eine Art Schlittern über. Schließlich ist entweder die Geschwindigkeit des Steins so gering, dass er die Bugwelle nicht mehr einholen kann und im Wasser versinkt, oder sein Drall reicht – dies ist vor allem bei kleinen Steinen der Fall – zur Bahnstabilisierung nicht mehr aus. Der Stein trifft dann nicht mehr flach auf das Wasser und taucht ein.

Forscher von der Universität in Marseille und Lyon haben die Bedingungen für den optimalen Steinwurf experimentell untersucht. Sie konstruierten eine Wurfmaschine, die Aluminiumscheiben als flache Modellsteine auf eine Wasseroberfläche schleuderte. Bei den Würfen variierten die Wissenschaftler die Abwurfgeschwindigkeit des Steins, seinen Aufprallwinkel auf dem Wasser sowie die Eigenrotation der Scheibe. Der Bewegungsablauf wurde mit einer Hochgeschwindigkeitskamera dokumentiert. Bei der Auswertung der Daten kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass kurze Kontaktzeiten mit der Wasseroberfläche die Anzahl der möglichen Sprünge entscheidend beeinflussen: Je kürzer der Kontakt, desto weniger Energie geht durch Reibung verloren. Im Experiment betrug diese Zeit weniger als 1/100 Sekunde. Die Energieverluste sind auch der Grund, warum Steine mit kleinen Anfangsgeschwindigkeiten wenig erfolgreich sind. Unabhängig von der Eigenrotation oder der Geschwindigkeit des Steins wurde die optimale Berührungszeit dann erreicht, wenn der Stein in einem Winkel von 20 Grad auf die Wasseroberfläche prallte. Bei Aufprallwinkeln über 45 Grad konnte das Sprungphänomen überhaupt nicht mehr beobachtet werden.

Auch auf feuchtem Sand lassen sich Steinsprünge erzielen. Dabei kann man beobachten, dass kurze und lange Sprungweiten einander abwechseln. Filmaufnahmen zeigen, dass die kurzen Abstände entstehen, wenn hintere und vordere Kante des Steins auf den im Vergleich zum Wasser festeren Sand auftreffen. Der Stein wird also durch den Aufprall so abgebremst, dass er kippt, bevor er erneut zum Sprung ansetzt.

  • Quelle: Wikipedia
  • 8 Gedanken zu „Steineflitschen

    1. Anne

      Steineflitschen … WOW … ich liebe Steineflitschen. Und genauso nenne ich das auch schon seit meiner Kindheit.
      Sobald ich irgendwo am Wasser stehe, suche ich automatisch schon nach dem perfekten Stein … *g*
      Ich bin wirklich Steineflitsch-Expertin, aber so wissenschaftlich betrachtet habe sogar ich noch was dazugelernt. Nun weiß ich wenigstens genau, wieso das so gut (oder weniger gut) funktioniert.

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    2. Ocean

      Huhu liebe Helga 🙂 🙂

      oh, das Stein-Hüpfen-Lassen machen wir auch gern – mein Mann schlägt mich dabei aber immer um Längen 🙂

      nun weiß ich aber auch, was da physikalisch dahintersteckt 🙂 danke dir für diese Info!

      Klar, gern kannst du einen Stein aus den Langgräbern haben 🙂

      wenn die Bilder in meinem Eintrag schon reichen, und der Link zu Wikipedia, kannst du sie dir gern mitnehmen (und auch verkleinern, wenn sie zu groß sind) –

      ich hab daheim aber noch mehr Aufnahmen, die noch unbearbeitet sind (riesig groß) –

      wenn du also möchtest, schick ich dir am Wochenende auch gern die anderen zur Auswahl!

      ganz liebe Grüße und ein sonnig-schönes Wochenende wünscht dir
      Ocean 🙂

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    3. Ulla

      Hallo liebe Helga,

      das ist ja interessant. Natürlich haben wir das als Kinder auch probiert, naja, bis zu dreimal hatte ich das mal geschafft, als Kind ist man da stolz drauf, aber die meisten Steine sind natürlich nach dem Werfen gleich untergegangen.

      Lieben Gruß

      Ulla

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    4. Elke

      Also ich muss gestehen, ich war im Steinflitschen noch nie gut, aber ich hatte ja auch nie so eine tolle Anleitung *lach*. Nun muss ich das glatt noch mal probieren. Also … flacher Stein, am besten auf den Bauch legen wegen der Wasserhöhe …
      Lieben Gruß – Elke

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    5. Claudia

      mache ich auch sehr gern.

      Nun weiß ich noch ein bisserl mehr worauf es ankommt und freu mich schon auf die nächste Möglichkeit es zu versuchen.

      und ich suche nach einem interssantem Stein für Dich – bei uns im Hof – demnächst, per Mail 🙂

      Achja und Danke für den Eintrag als Leserstimme.

      Liebe Grüße
      Claudia

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    6. Kerstin

      Hochinteressant! Hätte ja nie gedacht dass so etwas profanes aber schönes so eine Geschichte hat!!
      Meinem Papa hätt ich da ja stundenlang zuschauen können, er war ein Meister, aber ich schaffs wohl nimmer zur Profikarriere! *gg*
      Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag
      Kerstin

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