Das kalte Liebchen

Er. Laß mich ein; mein süßes Schätzchen!
Sie. Finster ist mein Kämmerlein.
Er. Ach, ich finde doch mein Plätzchen.
Sie. Und mein Bett ist eng und klein.

Er. Fern komm‘ ich vom weichen Pfühle;
Sie. Ach, mein Lager ist von Stein!
Er. Draußen ist die Nacht so kühle.
Sie. Hier wird’s noch viel kühler sein.

Er. Sieh! die Sterne schon erblassen.
Sie. Schwerer Schlummer fällt mich an. –
Er. Nun, so will ich schnell Dich fassen.
Sie. Rühr‘ mich nicht so glühend an!

Er. Fieberschauer mich durchbeben.
Sie. Wahnsinn bringt der Toten Kuß.
Er. Weh! es bricht mein junges Leben!
Sie. Mit ins Grab hinunter muß

  • Joseph Benedikt Freiherr von Eichendorff (1788 – 1857)

2 Gedanken zu „Das kalte Liebchen

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