Im Japanischen Garten von Bielefeld hat Renate still und heimlich diese beiden Steine fotografiert.
Herzlichen steinreichen Dank đ
Steinlaterne und Steinpagode
Japanische GĂ€rten sind ein Ausdruck der japanischen Philosophie und Geschichte. Solche GĂ€rten findet man teilweise auf PrivatgrundstĂŒcken, in Stadtparks, bei buddhistischen Tempeln oder ShintĆ-Schreinen sowie an historischen SehenswĂŒrdigkeiten wie alten Schlössern. Ihnen wird nachgesagt, eine geheimnisvolle Ruhe und Schönheit zugleich auszustrahlen.
Gartenaufbau
Derartige GĂ€rten sind meistens bis ins Detail geplant, um sie vollends zu verstehen, ist es nötig, sie richtig Âlesen zu lernen. Neben dem theoretischen Wissen ĂŒber die Gestaltung und der Handwerkstechnik muss sich der Errichter des Gartens in den gegebenen Ort einfĂŒhlen können, damit der Garten mit der Umgebung harmoniert.
Die GĂ€rten sind so angelegt, dass ihre Besucher zahlreiche Entdeckungen machen. HĂ€ufig fĂŒhrt auch ein Blick aus einer anderen Perspektive, einer andere Stelle zu einer neuen Entdeckung und einem ganz anderem Eindruck der gleichen Anlage. Deshalb ist die Anordnung asymmetrisch und nicht zentral. Beliebt sind auch holperige, unebene Wege, um den Betrachter nicht wahrnehmungslos durch den Garten gehen zu lassen. Gerade Wege finden ihre Verwendung nur, um den Blick in eine bestimmte Richtung zu lenken. Je nach Gartentyp oder Einstellung des Betrachters kann man anstatt herumzuschlendern, sich an einer Stelle niederlassen und den Garten einfach auf sich wirken lassen, wĂ€hrend man ihn eingehend betrachtet.
Interpretationen
Der Betrachter eines Gartens kann in verschiedenen Elementen eines Gartens viele Interpretationen sehen. Dabei können sowohl Elemente einzeln als auch mehrere in Kombination betrachtet und gedeutet werden. Trotz der genauen Planung gibt es aber keine strenge Vorgabe bei der Deutung. In ZengÀrten kommen besonders die vier Elemente Stein, Wasser, Moos und Baum vor.
Steine symbolisieren beispielsweise Tiere, die in die Natur eingebunden sind. Aber sie wurden auch vom Himmel herabsteigenden Göttern gewidmet. Das Wasser steht fĂŒr Seen oder gar Ozeane, die auch ĂŒber das Meer kommenden Göttern gewidmet sein können. Laut einer chinesischen Legende verwandelt sich ein Fisch, der einen Wasserfall hinauf kommt, in einen Drachen. Dieser Drachentor-Wasserfall wird in Japan ein Sinnbild fĂŒr Erleuchtung (Satori). Dass kein echtes Wasser verwendet wird, kommt nur in der Sonderform des Kare-san-sui vor. Das Moos hĂ€lt Feuchtigkeit am Boden und bedeutet zugleich Alter, was in Japan dadurch gleichzeitig Ehre bedeutet. BĂ€ume sind das Symbol fĂŒr das Leben, sie können auch als Sinnbild fĂŒr das Menschsein angesehen werden, da sie Teil eines Ganzen und zugleich individuell sind. Je nach gewĂŒnschtem Effekt können auch Bonsai eingesetzt werden.
Sand und Kies oder speziell Granitkies, der nicht so schnell verweht, wird verwendet, um Wasser darzustellen, durch geharkte Linien werden Wellen vorgetĂ€uscht. Steine an einem Berg können als liegende Hunde oder Wildschweine oder auch als KĂ€lber, die mit ihrer Mutter spielen, aufgefasst werden. Bambus ist sowohl biegsam als auch standfest, einzelne Abschnitte des Rohrs symbolisieren die Generationen. Pflaumen- und KirschbĂ€ume blĂŒhen im Verlauf eines Jahres auf und verblĂŒhen wieder, wodurch VergĂ€nglichkeit symbolisiert wird. Auch Formelemente von HĂŒgeln, beschnittenen Hecken oder Seen können eigene Interpretationen ermöglichen.
Ăhnlich wie die GĂ€rten als ganzes können Becken aus von Menschenhand bearbeiteten Natursteinen die Einheit von unkontrollierter und kontrollierter Natur widerspiegeln. Ein weiterer möglicher Kontrast sind immergrĂŒne Kiefern neben einem Pflaumenbaum, welcher den Dualismus von Augenblick und Ewigkeit darstellt. Es können sich darĂŒber hinaus auch Steinlaternen oder TeehĂ€user in die Landschaft einfĂŒgen.
Sprache der Pflanzen
Manche Pflanzen ermöglichen sogar weitere Deutungen, wenn man Homonyme ihrer Worte betrachtet. So sind Japanische Rotkiefern langlebig und immergrĂŒn, also bestĂ€ndig. Das japanische Wort dafĂŒr ist Âmatsu (warten) Ă€hnlich, eine mögliche Interpretation wĂ€re das Warten auf den Geliebten. Das japanische Wort fĂŒr Blumen lautet „hana“, was auch Schönheit heiĂen kann. ÂNadeshiko bezeichnet sowohl wilde Nelken als auch junge MĂ€dchen.
Geschichte
Die UrsprĂŒnge der ZengĂ€rten liegen in den chinesischen GĂ€rten um das Jahr Null herum, die auf den Taoismus und das Prinzip Yin und Yang zurĂŒckgehen. Um 612 hat ein Koreaner namens Shikomaro, was soviel wie hĂ€sslicher Maro bedeutet, in Japan BerĂŒhmtheit erlangt, weil er eindrucksvolle GĂ€rten gestaltet hatte. WĂ€hrend der Nara-Periode 645 bis 794 begann eine freiere Umsetzung der Natur im Garten. In der Heian-Periode ab 794 bis 1185 waren die in dieser Zeit aufkommenden Dichter fĂŒr die GĂ€rten verantwortlich. Um 1000/1100 entstand auch der berĂŒhmte Ryoan-ji Tempel. Dazu kam der Stil der Shoin-Architektur, durch den GĂ€rten immer nur aus bestimmten Blickwinkeln betrachtet werden, nie aber der Blick aufs Ganze stattfindet.
Ab 1615, der Edo-Periode sind die ersten GĂ€rtner bekannt, die ihre TĂ€tigkeit als richtigen Beruf ausĂŒben. Dabei entstand in kurzer Zeit auch eine Spezialisierung fĂŒr die kleinsten Details. Angeblich wurde Kyoto 1945 wegen der GĂ€rten von Bomben verschont. Heute sind die GĂ€rten wie in Kyoto grĂŒne Inseln inmitten von modernen GroĂstĂ€dten, die ihre Tradition und ihre Ruhe aufrecht erhalten haben.
Nara-Zeit
Nara, die damalige Hauptstadt, war eine getreue Nachbildung der chinesischen Hauptstadt – dementsprechend wurden auch die chinesischen Gartenanlagen getreu rekonstruiert. Rings um den kaiserlichen Palast entstanden eine Reihe LandschaftsgĂ€rten.
Heian-Zeit (794Â1185)
WĂ€hrend der Heian-Zeit, als die Hauptstadt nach Kyoto verlegt wurde, waren die japanischen GĂ€rten stark von der chinesischen Gartenkunst beeinflusst, dem sogenannten Shinden-Stil. Sie sollten die kosmische Ordnung verdeutlichen, das Werden und Vergehen, den Kreislauf der Jahreszeiten. Vor allem aber dienten sie dem VergnĂŒgen des Adels, der von einer Leidenschaft fĂŒr alles Chinesische besessen war. Komplette Fischerdörfer wurden an kĂŒnstlich angelegten Seen errichtet, KanĂ€le erlaubten BootsausflĂŒge, man kostĂŒmierte sich chinesisch und rezitierte chinesische Lyrik. Die religiöse Bedeutung der Gartenkunst, die sie in China noch hatte, trat in Japan völlig in den Hintergrund, Heian-GĂ€rten waren meist bunt, mit vielen Blumen und blĂŒhenden StrĂ€uchern bepflanzt und luden zum Spazieren ein.
Kamakura-Zeit (1185Â1333)
Zu Beginn des 10. Jahrhunderts brachen die Beziehungen mit China ab, und als die neue Hauptstadt der Krieger-Regierung in Kamakura errichtet wurde, ĂŒberwachte Minamoto Yoritomo selbst den Bau des Hauptgartens, der nun zum Kloster, nicht mehr zum Palast gehörte. Die Zeit der dekadenten Höflinge in Kyoto ging allmĂ€hlich zu Ende, eine neue ReligiositĂ€t hielt auch in den GĂ€rten Einzug. Die Ăsthetik des Zen wurde durch reisende Mönche von China aus verbreitet und ĂŒbte auf die Kunst und viele Lebensbereiche Japans einen enormen Einfluss aus. Der typisch japanische Shoin-Stil entwickelt sich, seine Kennzeichen sind Asymmetrie, Kleinteiligkeit statt weitlĂ€ufigen Landschaftskonzepten, Abstraktion.
Muromachi-Zeit (1333Â1573)
Vor allem die Tusche-Malereien der chin. Song-Zeit (960-1279) gaben neue Impulse fĂŒr die Gartenkunst: Monochrom wie diese Landschaften sollten auch die GĂ€rten sein. Die Perspektive wurde auf einen bestimmten Betrachtungspunkt hin konzipiert, durch ÂkĂŒnstliche TiefeÂ, VerkĂŒrzungen oder farbliche Tricks (hell vor dunkel) wurde ein Raumeindruck hergestellt, der die GĂ€rten oft gröĂer erscheinen lieĂ, als sie tatsĂ€chlich waren. Die sie umgebende Mauer wurde meist dicht bepflanzt und dadurch unsichtbar.
BerĂŒhmte Beispiele sind die GĂ€rten von Saiho-ji (um 1339), Tenryu-ji (als Ăbergang vom Shinden- zum Zen-Stil, um 1343), der Garten des Goldenen Pavillons (oder Kinkaku-ji, 1397) und der Garten des Silberpavillons (oder Ginkaku-ji, 1484).
SteingÀrten
Nach dem Onin-Krieg lag Kyoto in TrĂŒmmern, Geld zur Errichtung neuer GĂ€rten war nicht vorhanden. In den Tempeln, die nun ohne ĂŒppige Finanzierung durch Aristokratie und reiche Familien auskommen mussten, entwickelte sich um 1513 ein neuer, sehr reduzierter Stil: Kare-san-sui, der Trockengarten aus Steinen und Sand. Diese berĂŒhmten Zen-GĂ€rten dienen ausschlieĂlich der Meditation.
BerĂŒhmt sind Daisen-in mit seinem trockenen Wasserlauf und den Sandkegeln und besonders Ryoan-ji mit seinen sorgfĂ€ltig komponierten Steininseln auf geharktem Sanduntergrund. Ein Garten, der von Offenheit, Weite und Asymmetrie bestimmt ist, obwohl er nicht viel gröĂer ist als ein gewöhnlicher Tennisplatz. Durch den radikalen Verzicht auf Pflanzen (nur ein wenig Moos um die Steine herum wird zugelassen) bekommt die Anlage etwas Zeitloses, Abstraktes.
TeegÀrten
Im Zusammenhang mit der Teezeremonie entwickeln sich nun auch TeegĂ€rten, die ganz eigene rituelle Aufgaben ĂŒbernehmen. Rund um das Teehaus gilt es, eine AtmosphĂ€re von Abgeschiedenheit von der Welt zu erzeugen, so dass die TeegĂ€ste zur Ruhe kommen können. Eine Wartebank und ein Wasserstein zum Reinigen der HĂ€nde gehört ebenso dazu wie das Tor, durch das man in den Teegarten eintritt und damit alles Weltliche hinter sich zurĂŒcklĂ€sst. Die Bepflanzung mit dichtem Bambus oder StrĂ€uchern erzeugt den beabsichtigten Eindruck von Wildheit und UrsprĂŒnglichkeit.
Quelle Text: Wikipedia
Fotos: ©Renate
Japanische GĂ€rten sind schön, aber bis ich das jetzt alles gelesen hab, bin ich mit’m Flugzeug auch dort đ
Schönen Sonntag, hier nach landhĂ€uslichem Rundumschlag jetzt wieder auf Couch đ
Huggels, Eveline
das ist mir jetzt auch zu viel zum Lesen …. OHHHMMMMMMMMM
Einen fröhlichen Sonntag wĂŒnscht Euch Eva :))
Hallo liebe Helga,
das ist schon interessant. An sich war ich bis vor Kurzem der Meinung, dass ich mich fĂŒr japanische GĂ€rten nicht sonderlich begeistern kann. Das wird zumindest fĂŒr die rein formale Gestaltung bei mir auch so bleiben. Aber seitdem ich daran denke Bambus anzupflanzen, nĂ€here ich mich dem Ganzen doch etwas an. Oben steht: „In ZengĂ€rten kommen besonders die vier Elemente Stein, Wasser, Moos und Baum vor“ – das passt auch bei uns ganz gut. Wir haben einen eher feuchten Boden mit viel Moos. Jedenfalls merke ich, dass der japanische Stil allemal besser zu meinem Garten passt als ein tropischer.
Danke fĂŒr den ausfĂŒhrlichen Text.
Lieben GruĂ
Elke
Wann fliegen wir nach Japan? Hats da Fasching?
*im Terminkalender blĂ€ttre* đ
Faschingsallergische GrĂŒĂe
vom ĂŒche
Sehr interessant und gut geschrieben.
mfg